Vivre la démocratie !

So langsam trudeln alle ein. Noch etwas verhalten begegnet man sich, Freund*innen aus den vergangenen Jahren treffen sich wieder, man umarmt sich, hier und da gibt man sich die typisch französischen Bises, links-rechts-links… oder waren es doch nur zwei Küsschen?
Wir sind in Brandenburg, genauer gesagt im Löwenberger Land. Hier wollen wir zwei Wochen lang einander kennenlernen, Spaß haben, die Natur entdecken und… Demokratie (er)leben.

Nachdem sich die Gruppe in lustigen Kennenlernspielen und nervenaufreibenden Teambuilding-Aktivitäten erprobt hat, geht’s auch bald ins kühle Nass. Im See wird Ball gespielt, geschwommen, das Wasser aufgewirbelt, sodass die Schwäne das Schauspiel lieber aus sicherer Entfernung betrachten.

Jeder Tag beginnt mit einer Sprachanimation. So werden Hemmungen abgebaut und für einige erste Berührungspunkte mit der noch fremden Sprache gesetzt. Wir spielen „Stille Post“ — auch ohne Worte, nur mit Gesten. Und so langsam wird klar, was die Basis für unsere demokratischen Entscheidungen sein sollte: Kommunikation — egal wie. Ein Diskurs beginnt mit Worten, Gesten…

Wir lernen, wie man sich in unterschiedlichen Orten der Welt traditionell begrüßt. Das Händeschütteln und les Bises kennen wir bereits. Aber wusstet ihr, dass sich einige tibetische Völker zur Begrüßung die Zunge herausstrecken?

In Oranienburg besichtigen wir das Schloss und lernen etwas über die Geschichte der Region, es wird Eis gegessen. Im Park erholen wir uns und nachmittags geht es für die wagemutigsten noch einmal in den See — zur Abkühlung!

Heiß ersehnt und endlich ist es soweit: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Es geht in die deutsche Hauptstadt — bekannt nicht nur für spannende historische Orte. Wir besichtigen das Naturkundemuseum, die Gedenkstätte „Berliner Mauer“, alle staunen über die Höhe des Fernsehturms — Ist er größer oder kleiner als der Eiffelturm? — und über so viel Streetart in der Stadt. Im „Futurium“ lernen wir, wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte: nachdem wir selbst im Camp unsere Traumstädte konstruiert haben. Wir fahren mit der U-Bahn bis nach Kreuzberg und erleben den Kiez und wir probieren natürlich auch den besten, authentischen Berliner Döner.

Streetart gibt’s aber nicht nur in Berlin: auch Oranienburg soll bunter werden! In einem dreitägigen Graffiti Workshop lernen die Jugendlichen, wie sie sich künstlerisch an den Graffiti-Wänden von Oranienburg austoben können. Ihrer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Mit Farbsprühdosen ausgestattet geht’s dann endlich los und die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen.

Wer nicht Graffiti sprüht, erlebt auf andere Art und Weise die Demokratie: Wir stellen uns vor, wir sind auf einer einsamen Insel. Was nehmen wir mit? Und was, wenn wir nun doch nur noch einen Koffer zur Verfügung haben für alle zehn Personen? Es wird verhandelt, ausgehandelt, sich geeinigt, noch einmal diskutiert und im Anschluss der ganze Prozess ausgewertet. Puh, das war anstrengend — aber erkenntnisreich!

Abends können die Jugendlichen in zahlreichen Ateliers entweder entspannen oder sich noch einmal richtig auspowern. Sportlich geht es zu bei Capture the Flag. Oder will ich doch lieber eine spannende Runde Werwolf spielen? Oder was Kreatives? Jeden Tag entscheiden sich die Kinder unabhängig von ihrer Gruppe, welcher Aktivität sie in den Abendstunden gern nachgehen möchten.

In der zweiten Woche wählen die Jugendlichen zwischen künstlerisch-kreativem Workshop, einem Fotografie-Workshop oder einem Breakdance-Workshop.

Ein Abend ist besonders: Um unsere neu gewonnenen Freund*innen aus Poitiers gebührend zu verabschieden, begeben wir uns auf eine abenteuerliche Nachtwanderung. Hoffentlich begegnen wir nicht dem Löwen, der angeblich in Berlin gesichtet wurde… Unversehrt kehren wir wieder ins Camp zurück und wollen eigentlich gar nicht, dass die Ersten uns schon wieder verlassen.

Beim Bergfest und beim Abschlussfest können wir Verantwortung übernehmen: ob als wunderbare Moderatorinnen, die durch das Abendprogramm führen oder als Barkeeper für leckere Getränke und Snacks — viele fleißige Hände tragen dazu bei, dass die Festivitäten immer ein gelungenes Erlebnis für das ganze Camp sind.

Am Ende sind alle überrascht, dass zwei Wochen doch so schnell vorüber gehen können. Aber vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr wieder!